Als Angeber bezeichnet man „jemandem“ …

Der Lautsprecher der Dilettantenabteilung im deutschen Hobbylinguistenverband Bastian Genitivtod Sick hat wieder – im „Spiegel“ – zugeschlagen. In der Zwiebelfisch-Kolumne beschäftigt er sich mit dem Vorkommen der fliegenden Gestalten in der deutschen Sprache. Wie immer volkstümlich und anbiedernd launig, wie Quadrantarius-Professionelle es besonders lieben. Normalerweise lese ich diese Sachen nicht mehr, aber, nun ja, man hört bisweilen in einem schwachen Moment auch eine Schnulze im Radio.

Herr Sick weiß nicht immer, wo Kommas zu setzen sind und wo nicht, geschenkt. Allein, daß niemand „Pleite gehen“ kann, sondern nur pleitegehen, das sollte er, als der Sprachspezialist, für den er sich hält, schon wissen. Aber vor allem sollte er nicht die Fälle durcheinanderbringen, auch wenn’s mal nicht um den Genitiv geht. Als einen Angeber bezeichnet man nicht „jemandem“, als Angeber bezeichnet man jemand oder jemanden. Zum Beispiel jemanden, der sich anmaßt, andere belehren zu wollen, sich selbst jedoch ausnimmt.

Seine Lapsus sprechen nicht für ihm. Ich meine ihn.

Zwiebelfisch

Besser wissen

Die beste Medizin gegen Besserwisser ist besseres Wissen. Und die Fähigkeit, es auszudrücken. Beides kann man erwerben, heute mehr denn je. Freilich ist es einfacher, den Besserwissenden einen Besserwisser zu schimpfen. Das ist schnell getan, und man kann sich des applaudierenden Publikums sicher sein, denn wer will sich schon den Mühen des Denkens und Argumentierens aussetzen, wenn er den vermeintlichen Sieg über den Andersdenkenden auch ohne Anstrengung haben kann?

Der Mensch ist im allgemeinen zwar von Natur aus neugierig, aber von einem gewissen Niveau der Bedürfnisbefriedigung an ebenso faul.

Argumentum ad hominem

Der Bundespräsident Köhler wurde von einem gewissen Herrn Poß als »Besserwisser« gebrandmarkt. Nun weiß ich nicht, ob der Herr Poß besser Bescheid weiß als der Herr Köhler. Das tut aber auch nichts zur Sache, denn es ist kein nachvollziehbares und aussagekräftiges Argument, jemanden als Besserwisser zu bezeichnen, sondern nichts als laue Luft oder, auf der gleichen Ebene bleibend, ein kraftloses Idiotenargument.

Hätte Herr Poß gesagt, der Herr Köhler irre sich in der Sache, und begründet, warum sich der Herr Köhler irrt und welche Interessen die Verbreitung dieses Irrtums befeuerten, dann wäre das etwas anderes, und man könnte darüber reden. So aber ist das nichts weiter als ein Profilierungsversuch des einen auf Kosten des anderen.

Aber vielleicht weiß der Herr Poß es ja besser als der Herr Köhler. Dann soll er es sagen. Oder hat er vielleicht Angst, der Herr Köhler könne ihn als »Besserwisser« bezeichnen?