Spiralentheorie

Jetzt, vor den großen Lohnrunden, geistert wieder der angstbesetzte Begriff der Lohn-Preis-Spirale durch die Medien, eine im Kern falsche Bezeichnung, ein verschleierter Kampfbegriff, der ganz sicher nicht von einem Gewerkschafter erfunden wurde. In Wirklichkeit handelt es sich nämlich, wie man an der gegenwärtigen Entwicklung sehr schön sehen kann, um eine Preis-Lohn-Spirale.

Der anbietende Teil der Wirtschaft möchte trotz gestiegener Rohstoffkosten etc. nicht auf die gewohnt hohen Gewinne verzichten und versucht sie deshalb durch Preissteigerungen, gern auch willkürliche, zu erhalten oder auszubauen.

Ist das gelungen, möchte man die übergroße Mehrheit der Gesellschaft zu Verschlankungsübungen überreden, die tatsächlich nötig sind, aber für alle.

Immergleiches Spiel.

»›Unterhaken‹ gegen die Inflation«

Heute habe ich beschlossen, mich mit den Familien Quandt und Albrecht, den Mercedes-Benz-Aktionären und Aufsichtsratsmitgliedern von Blackrock (ehemalige allerdings aus Geschmacksgründen teilweise ausgeschlossen) und vielen anderen Sehrvielbesserverdienenden freundschaftlich unterzuhaken im Kampf gegen die Inflation, von der wir alle gleichermaßen betroffen sind.

Die werden sich freuen.

Tagesschau

Spielend reich werden

Unsoziale Marktwirtschaft ist ein einfaches Spiel, bei dem alle dem Geld nachjagen, wie beim Fußball dem Ball, und das länger dauert als ein Fußballspiel, mindestens bis zur nächsten Inflation. Und am Ende gewinnen immer die Banken.

Pause for Thought: Money without Value in a Rapidly Disintegrating World — The Philosophical Salon

The acceleration of the “emergency paradigm” since 2020 has a simple yet widely disavowed purpose: to conceal socioeconomic collapse. In today’s metaverse, things are the opposite of what they seem. Inaugurating Davos 2022, IMF director Kristalina Georgieva blamed the pandemic and Putin for the “confluence of calamities” that the world economy is now facing. No…

Pause for Thought: Money without Value in a Rapidly Disintegrating World — The Philosophical Salon

So geiht dat

24.2.2022 „Der Mercedes-Konzern hat im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von 23,4 Milliarden Euro erzielt, fast sechsmal soviel wie im Vorjahr, als der Gewinn 4 Milliarden Euro betragen hatte.“

6.5.2022:
„Daimler schickt bis zu 9.000 Bremer Beschäftigte in Kurzarbeit.“

Finanzkapitalismus

Beim Neoliberalismus geht es darum, die Wirtschaft so weit wie möglich durch Finanzwirtschaft zu ersetzen. An Realwirtschaft benötigt wird langfristig eigentlich nur noch die Bauwirtschaft, um immer größere Geldverbrennungsanlagen (offiziell Anlagen zur Fernwärmeerzeugung, damit wir alle es schön warm haben in unsern Hütten) zu errichten, und Fahrzeugbauer, bei denen die Transportfahrzeuge hergestellt werden, mit denen das viele Geld am Tage öffentlichkeitswirksam in die Verbrennungsanlagen geschafft, dort im stillen gegen Spielgeld ausgetauscht wird, das man mit großem Hallo in die Öfen schippt, während fleißige stille Helfer nachts, wenn alle schlafen, das richtige Geld mit unbekanntem Ziel wieder hinausschaffen.

Der Staat, den Neoliberale angeblich so sehr schmähen, hat bei ihnen in Wirklichkeit ein so hohes Ansehen, daß sie ihn inzwischen mehr und mehr für sich reklamieren, denn sie haben erkannt, daß ohne den Staat, der ihnen bereitwillig hilft, wo er kann, der regelmäßige Fluß des Geldes in die Verbrennungsöfen genannten Geldtransformatoren nicht immer gewährleistet ist, und so haben die Neoliberalen dem Staat den Auftrag gegeben, für Nachschub zu sorgen. Der Staat fühlt sich durch diesen Auftrag so sehr geschmeichelt, daß er die Geldbeschaffungsmaßnahmen für den Finanzkapitalismus zur alternativlosen Priorität erklärt hat.

Die Schornsteine müssen rauchen. Damit wir alle es warm haben. Ist doch einleuchtend, nicht?

Der übliche Schwindel

Der Multimillionär Friedrich Merz warnt schon wieder: Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie ist in Gefahr (Focus).  In der Vergangenheit war in diesem Zusammenhang stets vom Bremsen beim Sozialklimbim und von Steuererleichterungen für Besserverdienende wie Friedrich Merz die Rede. Nach der jüngsten Steuerschätzung werden bereits wieder Bilder von leeren Kassen gemalt, und das demonstrative Nach-außen-Krempeln von leeren Hosentaschen kommt bei Reichen und ihren politischen Hofnarren wieder in Mode. Kennt man alles, wiederholt sich alles. Der übliche Schwindel. Merkwürdigerweise kann man am gleichen Tag auch etwas anderes lesen: FAZ. Wahrscheinlich die letzten Zuckungen vor dem Exitus.

Marx

Es kommt oft vor, daß einer ein guter Diagnostiker ist, aber ein schlechter Therapeut.

Marx’ politökonomische Diagnose des Kapitalismus hat nach wie vor Gültigkeit, nach der richtigen Pille muß aber noch geforscht werden. Möglicherweise gibt es keine, und wir müssen mit dem Kapitalismus leben, da der eigennützige Mensch nun einmal ist, wie er ist, und weil die materialistische Grundannahme, das gesellschaftliche Sein bestimme das Bewußtsein, falsch oder zumindest viel zu simpel gedacht ist. Als Philosoph hat mich Marx mit seiner umgekehrten Hegelei nie überzeugt.

Bemerkenswert finde ich, daß Marx entgegen dem engstirnigen nationalistischen Denken seiner Zeit bereits damals den Trend zur Globalisierung wahrgenommen hat. Außerdem von Bedeutung und nach wie vor wichtig: die Anwendung des philosophischen Begriffs »Entfremdung« auf die Arbeitsprozesse.

Daß überall auf der Welt kleingeistige Hampels versucht haben, sich mit Hilfe verführter Massen aus Marxens Theorie ein die Bourgeoisie nachäffendes Funktionärsschlaraffenland zu basteln, spricht nicht gegen die diagnostische Qualität der Theorie, sondern zeigt uns, daß in jeder Theorie, besonders der systematischen, die leicht zur Dogmatik verkommt, der Mißbrauch schlummert, weil der Mensch, s.o., eben so ist, wie er ist: auf seinen Vorteil bedacht.

Marx als Mensch war wohl, wie man hört, auch nicht gerade ein vorbildlicher Charakter. Aber wer ist das schon.