Wichtigtuer

Dem Wichtigtuer besonders verhaßt sind andere Wichtigtuer, und deshalb versucht er sie von der medialen Bühne zu schubsen, so wie Heinrich Broder das mit Niggemeiers Stefan tut. Am übelsten aber stößt es dem Wichtigtuer auf, wenn jemandem außer ihm selbst in der öffentlichen Wahrnehmung lorbeermäßig Gutes widerfährt. Dann greift er in die Schmocktrickkiste, die jeder Schmock, der was auf sich hält, neben dem Bleistiftanspitzer stehen hat. Das eigene Spiegelbild wird mit einem Grafikprogramm verfremdet, etwas koloriert und dann als »Schmock der Woche« verkauft. Und wie das bei älteren Leuten manchmal so ist, hat der Selbstdarsteller schon beim Abspeichern der veränderten Grafik vergessen, daß der Selbstdarsteller, den er nun süffisant schmockiert, bei genauerer Betrachtung niemand anderer ist als er selbst.

Köstlich.

PS: »Abgesehen von dem hochoriginellen Einstieg mit einem Adverb (›Einfach ist es nicht mehr …‹), der erratischen Zeichensetzung …«, so beginnt Broders Kritik. Das finde ich nun hochoriginell daneben, denn erstens ist »einfach« bekanntlich ein Adjektiv – und kein Adverb –, und zum zweiten kann keinesfalls von »erratischer Zeichensetzung« gesprochen werden, wenn einer mal ein Komma vergißt. Das ist nun wirklich Erbsenzählerei. Vor allem dann, wenn die eigene Zeichensetzung ebenso stark von der Norm abweicht wie die des Kritisierten. Daß Broder aus einem »Botschafter« einen »Botschafters« macht, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Nicht mal abschreiben kann er richtig, wenn die Hetzlust ihn gepackt hat.

Silikonbrustneid

Liest man den neuesten Artikel des Erbsenzähler-Verächters Henryk Marcin Modest Broder über Verona Feldbusch, »die nichts außer sich selbst zu vermarkten hatte« (sic!), aufmerksam, kann man zu der Auffassung kommen, daß es eine neue männliche Variante des als obsolet geltenden Freudschen Penisneides gibt, deren kompensatorische Umsetzung an dieser Stelle schleichend zum Ausdruck kommt. Ich will das mal Silikonbrustneid nennen. 

Broder versucht hier mit geradezu nekrologischer Akribie, der Frau Feldbusch (jetzt Poth) die Luft aus der Brust abzulassen. Und ich frage mich mal wieder, was so viele Intellektuelle an dieser Broderschen Poltergeistlosigkeit finden.

Verona hat fertig

Sex in der Ehe

Henryk M. Broder in einem Radiokommentar darüber, wie wenig sexy Berlin seiner Meinung nach ist: »Sex in der Ehe ist wie Duschen im Bademantel.« Das ist eine lustige Karikatur, aber ist das auch erfahrungsgesättigt? Da sich Broder öfter über das Thema Ehe äußert, vermute ich, daß er nicht verheiratet ist. Ob er wohl im Bademantel duscht? Das wäre eine nette Pointe. Und nicht unrealistisch, denn Pointen mag er mehr als alles andere.