Fußball

Endlich geht der DFB konsequent gegen Rassismus im Fußballstadion vor. Am Wochenende stand der Schwarze Hopp Hand in Hand mit Rummenigge im regnerischen Stadion, und beide machten klar, daß schwarze Milliardäre gegen rassistische Anfeindungen und Beleidigungen von „Idioten“, wie Dietmar Hopp es freundlich formulierte, geschützt werden müssen. Lobenswert. 

Vor kurzem hatte man die Affenlaute bei Jordan Torunarigha noch nicht gehört haben wollen, und es gab auch kein Händchenhalten im Stadion: Es ging ja auch nur um einen anderspigmentierten Fußballspieler, der sich nicht so haben soll. 

Vergeistigungstheater

Nichts Schlimmes finde ich dabei, daß manche Intellektuelle und vor allem Intellektuellendarsteller kein Interesse am Fußball haben; unangenehm berührt mich nur immer wieder aufs neue, mit welchem weitschweifigen Kokettiergehabe sie ihre Ahnungs- und Interesselosigkeit breitwalzen und angewidert spöttisch sein sollende Bemerkungen aus ihrer angespannten Gesichtsmuskulatur entlassen, wenn sie mit dem »Proll«-Sport konfrontiert werden.

Erfreulicherweise nimmt die Zahl der tatsächlichen Intellektuellen, die solcherart Vergeistigungsnachweise nötig zu haben glauben, seit Jahren ab.

Fußball – Faires Catchen

Die holländische Mannschaft hatte die Richtung vorgegeben, und die portugiesische Mannschaft hat mitgemacht: Treten ist Trumpf. Zum Spucken war’s diesmal zu warm. Bei so was bleibt einem die Spucke weg.

Fußball – Kommentatorenworte

Der RTL-Kommentator, den Namen muß man sich nicht merken, über die ecuadorianische Mannschaft: „Ich will nicht sagen, daß sie gut spielen. Aber sie machen das, was sie können, und das machen sie wirklich gut.“ Vorher hatte er schon gesagt: „Das wird ein schweres Stück Arbeit für die Engländer.“ Wieso nur für die Engländer, fragt man sich. „Die Engländer müssen, die Englander sollten …“ Wirklich alles andere als eine neutrale Pespektive des Kommentators. Ich will nicht sagen, daß er schlecht kommentiert. Aber er macht das, was er kann, und das macht er wirklich schlecht.

Von weiteren Kommentaren kann ich nicht berichten, denn ich bin bald nach Beginn der zweiten Halbzeit eingeschlafen, vielleicht weil ich erschöpft war von der Rasse des Spiels (und des Kommentars).

2006

Fußball 

Beim Fußball geht es nicht um die Wade von X oder darum, ob Y zu dick ist. Darum geht es nur in den Medien, und der eine Spieler, der ein Spiel allein entscheidet, ist eine Kommentatorenlegende. Fußball ist eine Mannschaftssportart, und erfolgreich bei einem Turnier wird am Ende die Mannschaft sein, deren Spielern es am besten gelingt, mit dem Kopf nicht nur zu köpfen, sondern sich auch auf die archaischen Muster des kollektiven Unbewußten einzustimmen und sie nicht als bedeutungslose phylogenetische Rudimente abzutun: Eine Gruppe von Jägern geht auf die Jagd.

Von der Wichtigkeit der Schiedsrichter beim Fußball

Die Würze des Fußballspiels sind nicht nur die großartigen Flankenläufe oder die aus spitzestem Winkel erzielten Tore, die Würze sind vor allem die tatsächlichen oder vermeintlichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter. Erst sie schaffen die prickelnde Atmosphäre, ohne die die meisten Fußballspiele zum Rasenschach würden und die Fußballgespräche zum Dialog der Statistiker.

Wenn die Schiedsrichter nicht so wären, wie sie sind, wer würde dann noch vom dritten Wembley-Tor sprechen, das keines war, oder von Maradonas Hand Gottes? Schiedsrichtern gebührt Lob, ganz gleich, ob sie gut pfeifen oder nicht. Also, lobet die Schiedsrichter, auch dann, wenn sie ihre Kontaktlinsen verloren haben, denn wenn ihre Fehler in wichtigen Spielen spielentscheidend sind, dann gehen diese Spiele in die Geschichte ein. Die anderen vergißt man schnell.

Was uns allerdings ein wenig die überschäumende Freude an den Fehlentscheidungen nimmt – und an den großzügigen Regelauslegungen (also den Fehlentscheidungen, die unserer eigenen Mannschaft nützen) -, sind die ständig wachsenden Möglichkeiten der Videoüberwachung.

Wer weiß, irgendwann wird der satellitengestützte Schiri auflaufen, und dann ist es mit dem Spaß vorbei.